Hallo zusammen,
Erstmal möchte ich mich nochmal ganz herzlich bei allen Spendern, und allen Leuten, die mein Auslandsjahr hier auf meinem Blog verfolgen, bedanken! Meine ersten Spendengelder habe ich letzte Woche dazu genutzt, um einen Fußballplatz für meine Schulmannschaft zu mieten, da der ursprüngliche Platz so schlecht war, dass ein ordentliches Spielen dort kaum möglich gewesen wäre. Die Kids sind auf jeden Fall sehr, sehr happy darüber.
Die Schule hier läuft sehr gut. Wir sind bald mit allen Klassen mit der dritten Unit „Athletics“ durch (insgesamt gibt es 9 Units). Ab nächster Woche werden dann die ersten Tests geschrieben und die ersten praktischen Sportnoten gemacht. Wie das funktioniert hat, kommt im nächsten Blog.
In der Woche zuvor fanden landesweit die sogenannten „Midterm-Tests“ statt. Für uns bedeutete das, eine Woche lang als Aufsicht die Klassen während der Prüfungen zu betreuen. Von morgens um 9 bis abends um 17 Uhr schrieben die Schülerinnen und Schüler Tests in allen Fächern. Eine Woche später wurden die Ergebnisse bekannt gegeben: Alle mussten sich nach Klassen geordnet auf dem Pausenhof in Reihen aufstellen. Klasse für Klasse wurde nach vorne geholt, wo es je nach Ergebnis entweder Lob oder massiven Ärger gab. Die Schülerinnen und Schüler wurden in der Reihenfolge ihrer Ergebnisse aufgerufen, von den besten zu den schlechtesten, und durften sich dann wieder zu ihren Klassenkameraden stellen, bis schließlich nur noch die Kinder mit den schlechtesten Ergebnissen (unter 70% im Test erreicht) übrig blieben. Denen wurde dann nochmals ausdrücklich gesagt, dass es so nicht weitergehen kann, und darauf aufmerksam gemacht, dass diese Noten zum Wiederholen der Klasse führen. Das führte zu einigen Tränen, und ich hatte ganz schön Mitleid. Dennoch schien dieses Vorgehen hier ganz normal zu sein, und im Vergleich zu den Schulen anderer Freiwilliger lief das „Notenabholen“ an unserer Schule sogar noch recht gesittet ab.
Des Weiteren habe ich jetzt angefangen mit Christian, einem Local und erstklassigem Fußballer, Fußballtraining zu machen. Das ist brutal anstrengend, macht aber super Spaß.
Ein weiteres Ereignis war die Einladung zu einer traditionellen ruandischen Hochzeit. Dort sind wir morgens mit dem Taxi pünktlich um 9 aufgekreuzt, jedoch ging es natürlich erst um halb 12 richtig los, hier lässt die Pünktlichkeit der Ruander mal wieder grüßen. Jedoch gab diese Hochzeit ein ziemlich spannenden Einblick in die ruandische Kultur. So eine traditionelle Hochzeit läuft wie folgt ab:
Der Ablauf beginnt mit dem Gusaba, einer traditionellen Zeremonie, bei der die Familie des Bräutigams offiziell um die Hand der Braut bittet. Dies geschieht oft in Form humorvoller Verhandlungen zwischen den Familien, bei denen symbolisch Kühe oder andere Geschenke als Mitgift angeboten werden. Das Gute war, dass wir mit einem Deutschlehrer des Goethe Institutes an einem Tisch saßen, der uns die Worte von Kinyarwanda auf Deutsch übersetzen konnte.
Darauf folgt meist eine kirchliche oder standesamtliche Trauung, ähnlich wie in Deutschland. Anschließend findet das traditionelle Hochzeitsfest statt, das der Höhepunkt ist. Braut und Bräutigam tragen dabei oft traditionelle Kleidung wie den Imishanana, während die Gäste in bunten, festlichen Gewändern erscheinen. Das Fest ist geprägt von Musik, traditionellen Tänzen, Reden und einem großen Festmahl. Es wird großer Wert darauf gelegt, dass alle Gäste bewirtet werden, und das Feiern zieht sich oft über viele Stunden. Zwischendurch wurde es echt sehr langweilig, aber immer wieder kamen Leute und machten Bilder mit oder von uns, was eigentlich ganz witzig war. Mein Highlight war auf jeden Fall das Essen, bei dem keineswegs gespart wurde. Am Ende wurde ausgiebig getanzt und eine Kuh wurde als Mitgift in den Festsaal geführt. Das ganze endete dann um 9.
Außerdem wurden alle Ruandafreiwilligen zum Botschaftstreffen in ein schickes Restaurant eingeladen. Dort wurden wir von der deutschen Botschafterin Heike Uta Dettmann herzlich empfangen. Es gab zudem ausreichend Zeit, sich mit allen Freiwilligen und Botschaftsmitarbeitern zu unterhalten. Anschließend gab es leckeres ruandisches Essen. Als die Veranstaltung dann beendet wurde und die Botschafterin schon zu ihrem nächsten Termin musste, ging es für alle Freiwilligen zu unserer WG in Kimisagara und es noch ein wenig gefeiert.
Natürlich durfte auch die etwas spontane Reise nach Uganda zum Nyege Nyege Musikfestival und zu unseren Freiwilligenkollegen dort nicht fehlen. Glücklicherweise bekamen wir alle frei und konnten nach Jinja, Uganda, fahren. Am Dienstagabend nahmen wir um 20 Uhr den Bus von Kigali nach Kampala. Doch schon nach etwa einer Stunde Fahrt mussten wir den ersten ungeplanten Halt einlegen, da die Bremsen des Busses versagten. Nach einer zweistündigen Wartezeit auf einen Ersatzbus ging es dann jedoch ohne größere Zwischenfälle weiter bis zur Grenze. Kaum hatten wir Uganda erreicht, war sofort spürbar, dass wir Ruanda verlassen hatten. Würde ich Uganda mit einem Wort beschreiben, wäre es „wild“. Die Straßen wurden uneben, Motorradtaxis fuhren ohne Helm und mit bis zu drei Passagieren gleichzeitig, und entlang der Straßen reihten sich Verkaufsstände, an denen Hühnchen über offenem Feuer gegrillt wurde. Leute sind den Bussen hinterhergerannt, brüllten lautstark und boten Zuckerrohr an.
Gegen 11 Uhr morgens kamen wir in Kampala an. Kampala ist wirklich eine beeindruckend chaotische Stadt, die ich unbedingt noch einmal in Ruhe erkunden möchte. Doch wir stiegen direkt in ein Minibus-Taxi (Matatu), um weiter nach Jinja zu fahren. Diese Stadt hat mich begeistert. Hier fließt der Nil direkt in den Viktoriasee, eine atemberaubende Kulisse. Trotz der Schönheit des Landes ist Uganda jedoch auch gefährlich. Überfälle kommen oft vor, und als Weißer muss man besonders vorsichtig sein. Jede Ferienunterkunft hat daher einen eigenen Nachtwächter. Die Freiwilligen-WG in Jinja wird zusätzlich von zwei furchteinflößenden Wachhunden bewacht, da es in den vergangenen Jahren mehrfach zu Einbrüchen kam. Fast alle 30 Uganda-Freiwilligen sowie wir 10 Ruanda-Freiwilligen kamen in Jinja zusammen, um das Festival zu erleben. Das Nyege Nyege Festival war sehr schön: Afrikanische Musik, ausgelassener Tanz und die Möglichkeit, mit Einheimischen ins Gespräch zu kommen, machten die Tage dort ziemlich besonders. Neben dem Festival haben wir auch die Stadt erkundet, eine Bootstour auf dem Viktoriasee unternommen, den local Markt angesehen und uns durch die ugandische Küche probiert, die mir fast noch besser schmeckt als die ruandische.
Alles in allem war der Trip nach Uganda ein unvergessliches Erlebnis. Am Sonntagabend sind wir die Rückfahrt von Kampala nach Kigali angetreten, dieses Mal zum Glück ohne Zwischenfälle.
Vielen Dank fürs Lesen! Ganz herzliche Grüße an alle!